Eine Gesellschaft im Wandel braucht Netzwerke
engagierter Beteiligte,
braucht ein waches Bewusstsein.
Und, ja, auch einen offenen Blick
für jenen Geist, der den einzelnen Menschen überschreitet,
für jene Erfahrungen, die zu dem führen,
was man dann als Religionen, als Spiritualität, als Weisheit bezeichnen kann.
Mitten in einer Zeitenwende zu leben und diese zu gestalten
inspiriert, beflügelt, beauftragt uns.
Ich bin von Utopien inspiriert -
denn "weit(er) zu denken" empfinde ich auch als eine theologische Verpflichtung.
Ich konkretisiere sie aber nah am Leben
und am Puls aktueller, gesellschaftlicher Bedürfnisse.
"Religionen weit(er) gestalten", das heisst auch:
Selbsterkenntnis und -verantwortung,
sinn-volle Transformation,
Gestalten statt Konsumieren,
integrales Denken und Handeln,
Froh- und Eigensinn,
und Empowering jede:r Einzelnen.
Am Anfang von Bildung, und ebenso von Religionen, ist die Sehnsucht nach mehr.
Zum Grösseren, zum Darüberhinaus. Zum erwünscht Menschlichen.
Vielleicht zum Transzendenten.
Lernen, auch religiöses Lernen, zeigt sich deshalb als (innere) Bewegung. Es treibt den Menschen aus sich selbst heraus und über sich hinaus, sucht nach der Begegnung mit dem Anderen und hält den Sinn für das Wirklichwerden des (un)geahnten Möglichen wach.
Was tun Religionen, was tun Weisheitstraditionen da?
Im gelingenden Fall motivieren sie Individuen und ganze Gesellschaften auf der Suche nach dem Neuen und Besseren und dienen damit der Bewegung, uns von jenen Bindungen zu befreien, die Ganz-Sein verunmöglichen - seien dies Religion, Tradition, Konvention.
"Weit" verstandenes religiöses Lernen fordert also zum bewussten Tanzen auf:
zwischen nüchterner Pragmatik, klarer Wissenschaftlichkeit einerseits
und Bewegungen je persönlicher Suche und Sehnsucht andererseits.
Wird Lernen und Lehren – also Bildung – damit neu erfunden?
Es muss jedenfalls eine neue Leichtigkeit des Denkens, Fühlens und Seins intendiert werden. Im Ernst.
Religiös-Suchende, Weisheitssuchende, lernen, mit dem Nicht-Verstehen umzugehen. Wie ein Kind zu fragen. Aus der Tiefe der Erfahrung heraus zu denken. Offen zu sein für den ewigen Wandel der Dinge.
Sie lassen sich weder von Vergangenem noch von Zukünftigem blockieren, aber umgehen Komplexität nicht.
Die Neu(-er-)findung solchen Lernens ist letztlich Sache jedes einzelnen Menschen.
Jeder Mensch kann nur von seinen je eigenen Bedingungen und Kontexten ausgehen,
um die Möglichkeiten des Lebens für sich, die Seinen und für die Gesellschaft zu erkunden,
zu erspüren und schöpferisch zu verwirklichen.
So verstandenes Lernen, "leichtfüssig-tänzerisch" vernetztes Denken und Handeln muss das Signum unserer Gegenwart sein.
Es könnte zum Element der Lebenskunst vieler werden.